Partnerschaft mit Amman

Partnerschaft mit der Kirchengemeinde Amman in Jordanien

Im Rahmen der Dekanatspartnerschaft mit der ELCJHL (=Evangelisch-Lutherische Kirche in Jordanien und im Heiligen Land), gibt es eine Partnerschaft zwischen den Kirchengemeinen Gmund, Tegernsee und Bad Wiessee mit der Kirchengemeinde in Amman in Jordanien.

Frau Henni Höh ist die Partnerschaftsbeauftragte der Kirchengemeinde Gmund. Sie ist oft zu Besuchen in Jordanien und  berichtet regelmäßig in den Gemeindebriefen über das Gemeindeleben in Amman.

Partnerschaftssonntag 19. Oktober 2014

Grußwort von Pfarrer Azar, Amman      

 

Paulus schreibt:

Ich nach Gottes  Gnade,  die mir gegeben ist,  habe den Grund gelegt als ein weiser Baumeister; ein anderer baut darauf. Ein jeder aber sehe zu, wie er darauf baut. Einen anderen Grund kann niemand legen als den, der gelegt ist, welcher ist Christus.  (1. Kor. 3, 10-11)

Liebe Brüder und Schwestern in Jesus Christus,

ich grüße Euch aus Amman an diesem alljährlich stattfindenden Partnerschaftssonntag mit der Aufforderung von Paulus an unsere beiden Kirchen. Paulus legt besonderen Wert auf die Qualität unserer Arbeit. Wie bauen wir auf diesem Fundament weiter? Bauen wir mit Gold, Silber Edelsteinen, Holz, Heu, Stroh (V. 12)? Paulus selbst sieht kein anderes Fundament als Jesus Christus und betrachtet uns als Mitarbeiter Gottes in seinem Acker und an seinem spirituellen Haus.

Vieles hat sich verändert seit letztem Jahr, wir stehen vor neuen Herausforderungen.  Wir im Nahen Osten zum Beispiel sind konfrontiert mit der erzwungenen  Migration von 120.000 irakischen Flüchtlingen, verursacht durch den islamischen Staat (Isis) in Syrien und im Irak. Die Christen verließen Mosul im Norden Iraks nachdem die extremistische Gruppe des „Islamischen Staats“ die Stadt eingenommen hatte und die Bewohner vor die Wahl gestellt  wurden, entweder zum Islam zu konvertieren, eine spezielle Steuer zu zahlen (jizyeh) oder getötet zu werden.

Etwa 1000 irakische Christen flohen nach Jordanien. Sie fanden in Gemeindesälen der Kirchen Unterkunft. Sie haben alles verloren und warten auf die Möglichkeit zu emigrieren.

Wir wissen, dass  all dies nicht den  moderaten Islam wiederspiegelt, wie wir ihn  in Jordanien kennen und der sich durch Koexistenz und Toleranz gegenüber Andersgläubigen auszeichnet. Wir müssen die Gräueltaten und den Genozid stoppen. Es scheint als ob eine Verschwörung gegen die Anwesenheit der arabischen Christen in ihrer Heimat vorliegt. Der Nahe Osten ist die Wiege des Christentums. Prinz Hassan bin Talal, ein Mitglied des Könighauses, sagte, der Irak ist die Wiege der menschlichen Zivilisation und die Christen im  Nahen Osten sind eine der Säulen der arabischen Identität.

Wir sind Teil des arabischen Erbes und der Kultur.

Die Forderung des Apostel Paulus für uns heute ist, wie bauen wir auf dem Fundament weiter, das uns Jesus gelegt hat? Diese Herausforderung gilt für uns als Partnerkirchen  sowohl in Deutschland als auch in Jordanien und im Heiligen Land.  Wir müssen innovativ im Herangehen sein und ich denke, Partnerschaft ist auch eine Frucht des Heiligen Geistes. Wir müssen an unserer Partnerschaft in den kommenden  Jahren arbeiten, um das geistliche Amt auf beiden Seiten zu stärken und zu beleben.

Liebe Brüder und Schwestern,

Paulus ruft uns heute auf, auf dem Fundament von Jesus Christus mit Gold weiter zu bauen. Christus erwartet von uns, für ihn mit großer  Hingabe zu arbeiten und mit Fleiß für sein spirituelles Gebäude Sorge zu tragen

Möge Gott Euch alle segnen.

Ihr Pfarrer Samer Azar.


Geschichte der Evangelisch Lutherischen Kirche „Zum Guten Hirten“ in Amman (Jordanien)

Die Evangelisch Lutherische Kirche in Jordanien und im Heiligen Land (ELCJHL) umfasst 6 Kirchengemeinden, wovon die „Lutherische Kirche zum guten Hirten“ in Amman und die „Lutherische Kirche der Hoffnung“ in Ramallah „Flüchtlingsgemeinden“ sind. Das heißt, dass beide Gemeinden in den letzten vierzig Jahren gegründet worden sind, während die anderen 4 Gemeinden eine längere Tradition haben. Die zwei „Flüchtlingsgemeinden“ entstanden, da die lutherischen Flüchtlinge aus dem geografischen Palästina von ihrem Heimatland wegen der Kriege und politischen Umwälzungen in den Jahren 1948 und 1967 abgetrennt waren, aber ihre lutherische Tradition und ihr christliches Erbe weiterführen wollten. Vor der Gründung der lutherischen Kirchen in Amman und in Ramallah wurden die dort ansässigen lutherischen Gemeinden  von der anglikanischen Kirche betreut. Christen mit lutherischen Wurzeln wünschten jedoch, ihre lutherische Identität zu bewahren, insbesondere bei Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen.

Die Geschichte der Kirche „Zum Guten Hirten“ geht zurück auf die 1970iger Jahre als einige geflüchtete lutherische Familien in Amman die lutherische Synode und den Church Council (Kirchenrat) in Jerusalem baten eine lutherische Kirche in Amman zu errichten. Pfarrer Numan Smir wurde vom Kirchenrat im Jahre 1976 beauftragt, die lutherische Gemeindearbeit in Amman zu beginnen. Dafür wurde in Westamman ein Haus für Gottesdienste angemietet. Zunächst war Pfarrer Smir noch in Beit Jala, Palästina, tätig, begann aber zur gleichen Zeit mit der Arbeit in Amman. Dabei sollten jene lutherischen  Christen, die Palästina verlassen mussten  und in Jordanien Arbeit fanden, seelsorgerlich betreut werden. Zu diesem Zweck wurden Gespräche mit den anglikanischen und den lutherischen Kirchenführern in Palästina und Jordanien und den zahlreichen Partnern der ELCJHL in Übersee (COCOP) geführt.

1979 siedelte Pfarrer Smir nach Amman über, um sich ausschließlich der wachsenden Gemeinde zu widmen. Durch harte Arbeit und nicht nachlassende Anstrengungen sammelte er eine große  Zahl lutherischer Familien, die über ganz Amman verstreut waren. Hinzu kamen junge  evangelischen Christen, die Talitha-Kumi und die Schnellerschule in Jerusalem besuchten und dort ihren Abschluss machten. Diese Schulen wurden wegen des Krieges mit Israel umgesiedelt. Talitha Kumi befindet sich jetzt in Beit Jala, die Schneller-Schule in Amman. Anfänglich fanden die Gottesdienste sowie Kindergottesdienste (Sonntagsschule), Frauentreffs und Jugendarbeit in dem gemieteten Haus statt.

Das ganze Spektrum der Gemeindearbeit in Amman wurde möglich, da die Evangelisch Lutherische Kirche in Jordanien und im Heiligen Land und COCOP (insbesondere Finnland und Schweden und die VELKD in Deutschland) diese Arbeit als wichtig erachteten. Sie wurde als strategische  Mission für das christliche Zeugnis in einem muslimischen Umfeld inmitten der arabischen Welt angesehen. Hervorzuheben  ist dabei die Unterstützung von Dr. Hendrik Smedjebacka und Pfarrer Rune Backlund, der später Bischof der schwedischen Kirche wurde. Diese zwei Männer betrachteten es als persönliche Herausforderung, eine neue Kirche in Jordanien aufzubauen trotz Kritik aus den eigenen Reihen. Der Enthusiasmus dieser beiden Kirchenmänner sowie ihre feste Überzeugung, dass dies das Richtige zur rechten Zeit war, war ausschlaggebend für das Entstehen der neuen lutherischen Gemeinde in Amman. Bischof Daoud Haddad, damals  Bischof der ELCJHL, gewährte jede Unterstützung und überwand alle Schwierigkeiten, sodass  die lutherische Vision, den kirchlichen Auftrag am  Ostufer des Jordans  Realität werden zu lassen, verwirklicht werden konnte.

Die neue lutherische Gemeinde wuchs und entwickelte sich weiter und kaufte im Jahr 1985 einen Bauplatz in Um al Summaq in Westamman. Mit der finanziellen Unterstützung der schwedischen wie auch der finnischen Kirche konnte eine neue Kirche mit Pfarrhaus, Gemeinderaum und Gemeindezentrum  gebaut und am 23. August 1987 eingeweiht werden. Deutsche Kirchen beteiligten sich durch die VELKD an der Finanzierung  der Gebäude und die DDR spendete 3 Glocken.

Die nachfolgenden Pfarrer waren in der Kirche „Zum Guten Hirten“ in Amman seitdem tätig:

Pfarrer Numan Smir 1976 -1992  (Gründer)

Pfarrer Bishara Zabaneh 1992 -1995 (anglikanischer Pfarrer)

Pfarrer Samer Azar 1996 bis heute


Mitgliedschaft und Gemeindeleben in der Kirche „Zum guten Hirten“ in Amman

Wir haben ca. 250 Mitglieder und viele Freunde der Gemeinde, die auf verschiedenen Gebieten des Gemeindelebens aktiv mitarbeiten.

Gemeindeleben:

Besonderen Wert legen wir auf den sonntäglichen Gottesdienst. Neuerdings verwenden wir eine elektronische Anzeigetafel für die Ankündigung der Lieder, der Lesung  und den Ablauf der Liturgie. Parallel zum Gottesdienst findet unsere Sonntagsschule (Kindergottesdienst) statt.

Jugendstunde wird regelmäßig am Donnerstag angeboten.

Auch unser Frauenkreis, bestehend aus ca. 20 Frauen, ist sehr aktiv.

Das ökumenische Gemeindezentrum „Al Khaimeh“ lädt einmal wöchentlich zu einer kulturellen Veranstaltung ein.

Wir gründeten eine neue Gruppe bestehend aus Christen und Muslimen unter dem Motto „Gutes tun“, deren Aufgabe es ist, humanitäre Hilfe zu leisten. Sie kümmert sich um Unterprivilegierte, Flüchtlinge, Arme und Bedürftige. Unterstützt soll diese Initiative durch Geld- und Sachspenden werden.

Wöchentlich findet der anglikanische Gottesdienst in unserer Kirche statt.

Im Rahmen unserer ökumenischen Ausrichtung beteiligen wir uns an allen Aktivitäten, die unsere christliche Einheit stärken.

Wir sind sehr stolz darauf, dass es für die Evangelische Lutherische  Kirche in Jordanien und im Heiligen Land (ELCJHL) möglich war, eine neue Kirche „Church Bethany beyond the Jordan“ auf dem Gelände der historischen Taufstelle  zu errichten.

Wir sind stolz, dass der Lutherische Weltbund sein Büro in unseren Räumlichkeiten hat, um seine  Unterstützung und Hilfe im syrischen Flüchtlingslager Za`tari in Mafraq 80 km nördlich von Amman  zu bewerkstelligen.

Weitere Informationen zur Partnerschaft:   http://www.evangelisch-im-oberland.de